Deutsch English Español Français Italiano Polski Português Guestbook Contact
Home Deutsch La Capelle Vater

Deutsch


La Capelle Hazebrouck Reisen + Studium Rom Saint Quentin Gründungen Soziales Engagement Weltkrieg Alter und Tod Bilder SCJ Das Projekt

Mutter Vater Bruder Garten Taufe Nichte



Vater - mehr

Dehons Beziehung zu seinem Vater Jules Alexandre Dehon (27.3.1814-11.2.1882) ist neben aufrichtiger Zuneigung oft von Konflikten und gegenseitigem Unverständnis geprägt. In den ersten Zeilen der Memoiren Dehons wird der unterschiedliche Werdegang beider Männer deutlich:

„Mein Vater hat nicht das Glück einer vollständigen christlichen Erziehung gehabt. ... Von seiner familiären Erziehung hat er einen Sinn für Rechtschaffenheit und jene Güte erhalten, die ihn sein Leben lang kennzeichnete. Die Praxis christlichen Lebens ist ihm auf dem Gymnasium abhanden gekommen, jedoch bewahrte er der Religion Respekt und Wertschätzung." (NHV I/4v)

Jules Dehon gehört zur ersten und am stärksten über das Schulwesen dechristianisierten Generation Frankreichs. In seiner Schulzeit wurde in den Gymnasien durchweg zum Atheismus oder zumindest zur sarkastischen Gleichgültigkeit eines Voltaire gegenüber der Religion erzogen. Getreu dem zeitgenössischen Verständnis der Vaterrolle betrachtet Jules Dehon den Weg seines Sohnes als Familien- und als seine persönliche Angelegenheit. In einem Brief an den Rektor des Priesterseminars Santa Chiara in Rom wird er überaus deutlich:

„Ich wünsche, dass Léon die höheren Weihen so spät als möglich und nach einer in der Familie getroffenen Entscheidung empfängt." (Brief vom 22.3.1867 an P. Freyd).

Der gesamte Beruf(ungs)weg Dehons ist Feld endloser Streitigkeiten und flammt immer wieder auf, so z.B. als Léon zum ersten Mal in Soutane nach La Capelle zu kommen „droht", als mit der Gründung der Schule St. Jean und der Kongregation endgültig die Bischofskarriere abgehakt ist oder in der Frage der religiösen und v.a. Sakramentenpraxis, zu der Léon Dehon seinen Vater zum Teil in dramatischen Briefen bewegen will.

„Ich rechne damit, dass Du es bezüglich der Osterkommunion in diesem Jahre zu keiner Verzögerung kommen lässt. Mit dem Dir eigenen klaren Verstand wirst Du Dich durch kleine Hindernisse wie die Furcht vor dem Gerede anderer oder dem Anstoß anderer nicht aufhalten lassen." (Brief vom 08.04.1870)

Über diese Schwierigkeiten darf der Blick nicht für die Tatsache verloren gehen, wie sehr der Vater auch durch seinen Widerstand die Berufungsentscheidung Dehons hat reifen lassen. Dehon hat seinem Vater gegenüber sein Leben lang eine tiefe Zuneigung gegenüber bewahrt, die wahrscheinlich tiefer geht als die bisher angesprochenen Schwierigkeiten und die u.a. in einem Brief an P. Falleur kurz nach dem Tod von Jules Dehon zum Ausdruck kommt.

„Der Glaube und die Liebe haben meinen armen Vater bis zum Schluss auf bewundernswerte Weise ausgezeichnet. Er hat uns alle getröstet und verbarg uns sein Leiden. Donnerstag hatte er die Kommunion empfangen und gestern die letzte Ölung. Bis zum letzten Augenblick war er liebenswürdig und geduldig. Er hat uns einen bewegenden Abschied bereitet : ‚Ich gehe’ – sagte er – ‚im Vertrauen, dass meine Söhne meinem Namen die Ehre bewahren werden.’ In welch nobler Haltung er dies sagte und uns dabei beide Hände reichte. ‚Ich liebe Euch wohl’ – sagte er – ‚aber ich bin glücklich nun vor das Angesicht Gottes zu treten.’ Gottes Segen war an diesem Totenbett zu spüren.“ (Brief an P. Falleur, 10.2.1882)

Vater