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Nichte - mehr

Wer die uns erhaltenen Briefe Dehons liest, in denen er sich direkt an seine Nichte Marthe 17.8.1865-1951) wendet oder über sie schreibt, lernt vielleicht einen neuen Dehon kennen: geradezu zärtlich, humorvoll und interessiert in den Jahren ihrer Kindheit, treu, tröstend und behutsam in den schweren Jahren nach dem Tod des ersten Ehemannes André Malézieux 1893.

Als Marthe gerade einmal ein Jahr alt ist, schreibt Dehon (selbst erst 23 Jahre alt) aus Rom an seine Eltern: "Umarmt für mich meine kleine Marthe und sagt ihr, dass sie nicht soviel Zucker essen soll, damit sie später schöne Zähne hat und nicht an Zahnschmerzen leidet - so wie es manchmal ihrem Onkel passiert." (8-12-1866)

In diesen Jahren fehlt in kaum einem Brief in die Heimat ein Kuss oder eine Umarmung für Marthe. Oft bringt er aus Rom Geschenke für Marthe mit nach Hause und immer wieder fordert Dehon seine Eltern auf Marthe ein paar Bonbons in seinem Namen zu schenken, "damit sie mich nicht vergisst" - offenbar war ihm die Zuneigung seiner Nicht doch wichtiger als ihre Zähne.

Als Priesteronkel versucht er bis in die Kaplanszeit in La Capelle hinein im Rahmen seiner Möglichkeiten die religiöse Erziehung Marthes zu unterstützen: Literatur wie das Bilderbuch ‚Fabiola' gehört dazu ebenso wie Bücher mit Heiligenlegenden, Ermahnungen zum Beten verschickt Onkel Léon wie Nachfragen zur Gewissenserforschung. Kurzum: Der Onkel ist rührend besorgt um seine kleine Nichte.

Andere Töne und Inhalte bei gleicher Treue und Zuneigung finden wir in den Briefen der 90er Jahre. Seine Nichte hat mittlerweile zwei Kinder (Henri und Jean) und spätestens 1892 wird eine schwere Erkrankung ihres Ehemannes André Malézieux deutlich, der er im Juni 1893 erliegt. In dieser Zeit wendet sich Léon Dehon immer wieder in Briefen an seine Nichte, v.a. um sie mit Blick auf ihre Kinder und auf die Religion zu trösten. Anlass ist oftmals Marthes Namenstag.

"Ich habe viel für Euch zwei in Lourdes gebetet. Ich werde weiterhin die Hl. Jungfrau bitten, André die Gesundheit zu schenken. Morgen werde ich André eine kleine gesegnete Figur Unserer Lieben Frau von Lourdes schicken, die er immer in seiner Tasche tragen kann. Vor allem aber: Wir dürfen nicht mutlos werden in den Prüfungen, die auf uns zukommen. Die besten Tröstungen birgt die Religion. Zerstreuung und Feste lassen das Leiden wohl für ein paar Stunden vergessen, aber danach kehrt es um so spürbarer und schmerzlicher zurück. Das Gebet, fromme Lektüre und die Hingabe an die Vorsehung sind die einzig wirksamen Heilmittel." (30.08.1892) Deutlich hörbar spricht Dehons Erfahrung der zurückliegenden Jahre aus den Zeilen.

Nach dem Tod des ersten Ehemannes versucht Léon, seine Nichte zu trösten, immer wieder - auch humorvoll - auf die Kinder verweisend: "Ich denke oft an die beiden Schelme. Erst einiges später werden auch sie Italien bereisen und sich durch die großartigen Erinnerungen vergangener Zeiten bilden. Rom ist nur für jene Geister interessant, die durch das Studium gereift sind. Jean liebt den schönen Kasperle der Tuillerien mehr als die großartigen Ruinen des Kolosseum. Und ich habe auch den Verdacht, dass er die von den exzellenten Pariser Zuckerbäckern errichteten Monumente weit mehr schätzt als jene, die die Architekten in Rom erbaut haben. Ich umarme ganz herzlich diese lieben Kleinen und grüße Euch alle von Herzen." (10.3.1894)

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