Studium - mehr
Léon Dehon als junger Student in Paris
Obwohl sich Léon Dehon im ersten Studienjahr am Institut Barbet noch auf das Polytechnikum vorbereitet, schreibt er sich gleichzeitig bereits zum Jurastudium ein, dem er sich ab dem zweiten Studienjahr vollständig widmet.
Dehon "nutzt seinen Aufenthalt in Paris, um sich dem sozialen und politischen Leben zu öffnen und einen Zugang zu ästhetischen Fragen zu bekommen. Er besucht regelmäßig den katholischen Zirkel (cercle catholique) des Viertels Saint Sulpice... Der Zirkel war ein Ort der Begegnung und des Austausches, der vor allem von Studenten und Intellektuellen aufgesucht wurde. In ihm wurden Vorträge über literarische Fragen und aktuelles Geschehen organisiert. Das Problem des Gallikanismus, die Frage des katholischen Liberalismus ... waren Gegenstand leidenschaftlicher Debatten." (Yves Ledure, Petite Vie, S. 30).
Gleichzeitig engagiert sich Léon Dehon in der Vinzenzkonferenz. Seine eigene Beschreibung gibt Einblick in das karitative Profil dieser Wohltätigkeitseinrichtung sowie in die soziale Situation des Wohnviertels des jungen Studenten:
"Unsere Armen gehörten zu dem heute vom Boulevard St. Germain durchquerten Viertel Moufletard, damals dicht gedrängt bewohnt, alt, dreckig und von körperlichern und moralischem Elend überfließend. Die Armut dort war abstoßend. Ich kümmerte mich besonders um zweite Alte, die unterm Dachstuhl wohnten, vollkommen mittellos, in einem armseligen Loch, in dem ich nicht einmal aufrecht stehen konnte. Ich konnte bei ihnen einige christliche Gefühle entwickeln und wurde meinerseits von ihnen erbaut. Der soziale Hass regierte in diesem Viertel. Eine Arbeiterin verfolgte mich einmal für längere Zeit mit Beleidigungen und Drohungen ganz allein, weil ich ihr zu einer höheren Klasse zugehörig erschien." (NHV I/36r f.)