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2. BERUFEN, IN GEMEINSCHAFT ZU LEBEN
59. In der Kirche sind wir berufen, Christus nachzufolgen in einer brüderlichen Gemeinschaft und so in der Welt Zeugen und Diener der Gemeinschaft der Menschen zu sein.
Wir verpflichten uns freiwillig zu diesem Gemeinschaftsleben, dank der Gabe des Geistes. Anregung und Modell dafür suchen wir in der Jüngergemeinschaft um den Herrn und in den ersten christlichen Gemeinden.
Sie blieben beharrlich in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft, im Brechen des Brotes und in den Gebeten... Und alle, die gläubig geworden waren, bildeten eine Gemeinschaft und hatten alles gemeinsam. Sie verkauften Hab und Gut und gaben davon allen, jedem so viel, wie er nötig hatte (Apg 2,42-45).
Dieses Gemeinschaftsleben verwirklichen wir in einer Kommunität des Instituts, die nach dem allgemeinen Recht errichtet ist.
a) I m D i e n s t d e r g e m e i n s a m e n S e n d u n g
60. In Gemeinschaft gelebt ist unsere Profeß der evangelischen Räte der erste Ausdruck unseres apostolischen Lebens: sie bezeugt die Gegenwart Christi und kündigt das kommende Reich Gottes an (vgl. PC 15).
61. Unser Gemeinschaftsleben steht im Dienst einer apostolischen Sendung, der uns eigenen Berufung entsprechend. Es gewinnt Kraft in der Erfüllung dieses Dienstes.
Die Kommunität läßt sich befragen von den Menschen, in deren Mitte sie lebt. Sie nimmt sich vor, sich deren Bemühungen um Versöhnung und Brüderlichkeit anzuschließen und sie zu unterstützen
62. Es ist wichtig, daß jeder in seiner Aufgabe das Bewußtsein hat, von seiner Gemeinschaft gesandt zu sein, und daß sich andererseits alle betroffen und verpflichtet wissen von der Tätigkeit und der Sendung eines jeden, besonders wenn eine Gemeinschaft unterschiedliche Dienste übernehmen muß.
b) B e h a r r 1 i c h i n d e r b r ü d e r 1 i c h e n G e m e i n s c h a f t (Apg 2,42)
63. Unser Gemeinschaftsleben ist nicht nur ein Mittel: Obwohl es immer zu vervollkommnen sein wird, ist es die dichteste Verwirklichung unseres christlichen Lebens.
Wir lassen uns von der Liebe Christi durchdringen und hören sein Gebet: „Sint unum - damit sie eins seien“: Wir bemühen uns, unsere Gemeinschaften zu echten Heimstätten evangelischen Lebens zu machen, besonders durch Empfang, Teilen und Gastfreundschaft, allerdings unter Achtung der für die Gemeinschaft reservierten Räume.
64. Obwohl unvollkommen, gewiß, wie alle Christen, so wollen wir dennoch eine Atmosphäre schaffen, die den geistlichen Fortschritt eines jeden begünstigt.
Wie sollen wir das erreichen, wenn nicht dadurch, daß wir auch die alltäglichen Beziehungen mit jedem unserer Brüder im Herrn vertiefen?
Die Liebe muß eine aktive Erwartung sein von dem, was die anderen werden können mit der Hilfe unserer brüderlichen Unterstützung.
Das Zeichen ihrer Echtheit wird die Arglosigkeit sein, mit der sich alle bemühen zu verstehen, was dem Einzelnen am Herzen liegt (vgl. ET 39).
65. Durch die Gemeinschaft, selbst durch die Konflikte und durch das gegenseitige Verzeihen, möchten wir anzeigen, daß die Brüderlichkeit, nach der die Menschen hungern, möglich ist in Jesus Christus, und wir möchten Diener dieser Brüderlichkeit sein.
66. Das Gemeinschaftsleben fordert von jedem, die anderen anzunehmen wie sie sind, mit ihrer Persönlichkeit, ihren Tätigkeiten, ihren Initiativen und ihren Grenzen, und sich in Frage stellen zu lassen von seinen Brüdern.
67. Das ist erfordert als Grundlage für einen wahren Dialog in gegenseitiger Achtung, brüderlicher Liebe, Solidarität und Mitverantwortung.
Auch darin bemüht sich die Kommunität, Zeugnis zu geben von Christus, in dem sie ja zusammengeführt wird. Zugleich kann sie wertvolle Hilfe bieten für die Entfaltung der Personen, die ihr angehören.
68. In unserer Gemeinschaft, der Kommunität oder Provinzgemeinschaft, umgeben wir unsere kranken und alten Brüder mit besonderer Liebe.
Gerade durch sie regt der Herr uns an zu echter Ergebung und erinnert er uns an die Hinfälligkeit unserer Verfassung; in ihnen will er in ganz besonderer Weise erkannt und bedient werden (vgl. Mt 25,40).
Ihrerseits werden diese Brüder die ihnen geschenkte Pflege annehmen als Ausdruck der Liebe Christi, der seine Jünger gebeten hat, seine niedrigsten Dienste anzunehmen (vgl. Joh 13,8).
69. Die Gemeinschaft, die uns untereinander eint, findet ihre Vollendung in der Ewigkeit. Bleiben wir auch vereint mit unseren verstorbenen Brüdern im Gebet und in der Hoffnung.
c) I n L e b e n s g e m e i n s c h a f t
70. Der Aufbau der Kommunität ist eine Hilfe und ein Dienst für alle Mitglieder.
Um ihre geistliche und apostolische Aufgabe zu erfüllen, und in Übereinstimmung mit den höheren Oberen, gibt sich jede Kommunität ihre besonderen Strukturen, ihrem eigenen Zweck entsprechend. Jedem muß es am Herzen liegen, sie zu achten.
Die Kommunität muß ihre eigene Gestaltung wie auch ihren Lebensstil jeweils neu in Betracht ziehen und ihre Sendung regelmäßig überdenken, in Übereinstimmung mit dem gemeinsamen Projekt der Kongregation.
71. Die persönliche Entfaltung verlangt von jedem, daß er sich eine persönliche Lebensregel gibt. Die geringe Zahl der gemeinschaftlichen Regeln unterstreicht diese Notwendigkeit im Blick auf das Wohl aller und setzt bei jedem voraus, daß er darauf achtet, eine Atmosphäre der Sammlung zu fördern besonders durch mäßigen Gebrauch der Massenmedien.
72. Der Obere trägt Sorge dafür, jedem in der Kommunität die Möglichkeit zu geben, persönlich und verantwortlich wirken zu können.
Um den Willen Gottes besser zu erkennen, wird er seine Kommunität in brüderlicher Besprechung zu Rate ziehen. Seine Entscheidungen wird er treffen mit Klugheit und mit Gespür für Verantwortlichkeiten. In persönlichen Angelegenheiten wird er es verstehen, mit einem jeden ins Gespräch zu kommen.
73. Aus berechtigten Gründen der pastoralen Ordnung können die Einrichtung und der Aufbau von Regionalkommunitäten vom Provinzoberen beschlossen werden, mit beschließender Stimme seines Rates und entsprechend den Anweisungen des General- und des Provinzdirektoriums.
Unter der Leitung des Verantwortlichen entwerfen alle Mitglieder dieser Kommunitäten gemeinsam ihr Kommunitätsleben und sorgen für Mittel und Wege, es zu verwirklichen.
Sie beachten die Pflichten gegenüber der Kommunität und ziehen Nutzen aus den Rechten auf brüderliche Hilfe, die sich aus der Ordensprofeß ergeben.
Den Oberen kommt die Sorge zu, die Echtheit der Gemeinschaftsdimension ihres Ordenslebens zu beurteilen.
74. Die Kommunitäten, verschieden in ihren Aufgaben, leisten ihren Beitrag zur gemeinsamen Sendung der Provinz. Das Gesamt der Provinz trägt bei zur Sendung der Kongregation.
75. Auf Grund der Solidarität sollen Kontakte und Austausch aufgenommen und gefördert werden zwischen den Kommunitäten und den Provinzen, von den Kommunitäten zu ihrer Provinz und von den Provinzen zur Kongregation.
Dieser ständige Austausch ist ein Pfand der Kontinuität und der Treue, notwendig für die Lebenskraft des Ganzen. Er erlaubt eine jeweils neue Abstimmung der Sendung und die Suche nach einer gemeinsamen Inspiration, die notwendig ist für die Einheit. Er sichert wirklich und wirksam unsere Teilnahme am gemeinsamen Werk.
d) B e h a r r l i c h i n d e n G e b e t e n (Apg 2,42)
76. Wir erkennen, daß von der Beharrlichkeit im Gebet die Treue eines jeden und unserer Gemeinschaften, wie auch die Fruchtbarkeit unseres Apostolates abhängen.
Christus lädt dazu seine Jünger ein, seine Freunde besonders: Dieser Einladung wollen wir folgen.
Jesus sagte ihnen durch ein Gleichnis, daß sie allezeit beten und darin nicht nachlassen sollten... (Lk 18,1). Wachet und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet (Mt 26,41).
77. Wir stellen uns oft unter das Wort Gottes. Wir betrachten die Liebe Christi in den Geheimnissen seines Lebens und im Leben der Menschen; genährt und gestärkt durch unsere Bindung an ihn, vereinigen wir uns mit seiner Hingabe für das Heil der Welt.
So können wir den Geist der Weisheit und Offenbarung empfangen, damit wir erkennen und wahrhaft verstehen Christus, den Herrn, und die Hoffnung, zu der wir durch ihn berufen sind (vgl. Eph 1,17-18).
78. Durch die Annahme des Geistes, der in uns betet und sich unserer Schwachheit annimmt (vgl. Röm 8,26 -27), wollen wir, in seinem Sohn, alle Tage den Vater loben und anbeten, der mitten unter uns sein Heilswerk verwirklicht und uns den Dienst der Versöhnung anvertraut (vgl. 2 Kor 5,18).
So nimmt sich auch der Geist unserer Schwachheit an. denn wir wissen nicht, worum wir in rechter Weise beten sollen (Röm 8,26). Denn alle, die sich vom Geist Gottes leiten lassen, sind Söhne Gottes... Ihr habt den Geist empfangen, der euch zu Söhnen macht, den Geist, in dem wir rufen: Abba, Vater! (Röm 8,14-15).
Das Gebet läßt uns voranschreiten in der Erkenntnis Jesu, festigt so das Band unserer Lebensgemeinschaft und erschließt immer wieder deren Sendung.
79.Wie Jesus das Gespräch mit dem Vater liebte, wollen auch wir Zeiten der Stille und der Einsamkeit aussparen, um uns erneuern zu lassen in der innigen Beziehung mit Christus und uns zu vereinigen mit seiner Liebe zu den Menschen.
Ohne den Geist der Betrachtung verkümmert das persönliche Gebet; ohne das gemeinschaftliche Gebet verliert die Glaubensgemeinschaft ihre Kraft. Dem ständigen Ruf des Herrn zur Umkehr entsprechend werden wir auch unsere Aufmerksamkeit darauf richten, die Sünde in unserem Leben zu erkennen; es wird uns ein Anliegen sein, oft seine Vergebung zu feiern im Sakrament der Versöhnung.
a) Jede Kommunität muß dafür sorgen, die Zeiten und die Formen ihres gemeinsamen Gebetes festzulegen, das den Geist unseres Ordenslebens ausdrückt und uns teilnehmen läßt am Gebet der Kirche, im besonderen durch die Feier der Laudes und der Vesper.
b) Jeder sehe außerdem genügend Zeit für die tägliche Betrachtung vor, entsprechend den Hinweisen des Direktoriums seiner Provinz und den Empfehlungen des Stifters: Um euch darin (im innerlichen Leben) fest zu gründen, sollt ihr jeden Tag... eine gute halbe Stunde für die Betrachtung am Morgen aufwenden und eine halbe Stunde für die wiedergutmachende Anbetung (Geistl. Testament, in Geistl. Dir., S.244). |
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