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Berufen, uns zu den Seligpreisungen zu bekennen

B) UM DIE JÜNGERGEMEINSCHAFT FORTZUSETZEN

1. BERUFEN, UNS ZU DEN SELIGPREISUNGEN ZU BEKENNEN

40. Um unsere ganzheitliche Weihe an Gott
auszudrücken und zu verwirklichen
und um unser ganzes Leben
mit der Hingabe Christi zu vereinen,
bekennen wir uns öffentlich zu den evangelischen Räten
durch die Gelübde der gottgeweihten Ehelosigkeit,
der Armut und des Gehorsams (vgl. LG 44, PC 1),
die uns frei machen für die wahre Liebe
im Geiste der Seligpreisungen (vgl. LG 31).

Das Bemühen,
zu dieser Freiheit in Jesus Christus zu gelangen,
ist ein Zeugnis für die Welt
und für uns eine bleibende Aufgabe.

a) D u r c h d a s L e b e n d e r g o t t g e w e i h t e n
E h e l o s i g k e i t

41. Christus hat sich ganz hingegeben
dem Vater und den Menschen
in vorbehaltloser Liebe.

Durch das Gelübde der gottgeweihten Ehelosigkeit,
Gabe Gottes für die, die es fassen (vgl. Mt 19,11),
verpflichten wir uns vor Gott,
die vollkommene Keuschheit zu leben
in der Ehelosigkeit um des Reiches Gottes willen
und Christus nachzufolgen
in seiner Liebe zu Gott und zu den Schwestern und Brüdern
und in seiner Art und Weise, bei den Menschen zu sein.
42. Wird diese Verpflichtung treu gehalten,
oft um den Preis strengen Bemühens (vgl. Mt 5,29),
besonders durch die Vereinigung mit Christus
in den Sakramenten
und durch persönliche Askese,
dann macht sie unser Herz frei;
sie macht uns offen für die Eingebung des Geistes
und für die Begegnung mit dem Nächsten
in geschwisterlicher Liebe.

Sie erlaubt uns, Gemeinschaften zu begründen,
in denen wir durch echte Begegnung
unsere menschliche Entfaltung finden
und den Entwurf einer neuen,
auf die geistige Kraft der Liebe gegründeten Familie
entwickeln können.

43. In der Nachfolge Pater Dehons
haben wir die Sendung,
die Liebe Christi zu bezeugen
in einer Welt, die auf der Suche ist
nach einer schwer zu findenden Einheit
und nach neuen Beziehungen
zwischen den Personen und den Gruppen.

Unsere gottgeweihte Ehelosigkeit läßt uns teilnehmen
am Aufbau einer neuen Menschheit,
die offen ist für die Gemeinschaft im Reiche Gottes.

b) A r m g e m ä ß d e m E v a n g e 1 i u m

44. Christus ist arm geworden,
um uns alle durch seine Armut reich zu machen.
Denn ihr wißt, was Jesus Christus, unser Herr, in seiner Liebe getan hat: Er, der reich war, wurde euretwegen arm, um euch durch seine Armut reich zu machen (2 Kor 8,9).

Er lädt uns zur Seligkeit der Armen ein:
uns als Söhne auf den Vater zu verlassen (vgl. Mt 5,3)

Wir erinnern uns an seine drängende Einladung:
Geh, verkauf was du hast,
gib es den Armen;
dann komm und folge mir nach (vgl. Mt 19,21).

45. Durch das Gelübde der Armut
verzichten wir auch auf das Recht,
etwas von nennenswertem Wert
ohne Erlaubnis unserer Oberen
zu gebrauchen oder darüber zu verfügen.

a) Der Ertrag unserer Arbeit, Renten, Unterstützungen, Versicherungen und alles, was wir erhalten, gehören dem Institut.

b) Wir behalten das Eigentumsrecht an ererbtem Familiengut
und das Recht, weiteres anzunehmen.

c) Vor unserer ersten Profeß übergeben wir einem Verwalter unserer Wahl die Verwaltung unseres Vermögens und verfügen frei über dessen Verwendung und Nutznießung.
Vor der Ewigen Profeß machen wir ein Testament, das auch vor dem zivilen Recht gültig ist.

Diese Verfügungen kann man nicht ohne die Erlaubnis des höheren Oberen ändern.

d) Mit der Zustimmung des Generaloberen und der beschließenden Stimme seines Rates können wir, frühestens zehn Jahre nach der Ersten Profeß, auf unser Eigentumsrecht verzichten.

46. Das Teilen unseres Hab und Gutes in brüderlicher Liebe
gibt uns die Möglichkeit wahrzumachen,
daß wir, in und mit der Kirche,
Zeichen sind inmitten unserer Schwestern und Brüder.

Diese Armut nach dem Evangelium
ruft uns auf, uns frei zu machen
vom Hunger nach Besitz und Genuß,
der das Herz des Menschen verschüttet.

Sie regt uns an,
im Vertrauen und in der Unentgeltlichkeit der Liebe zu leben.

47. In diesem Geist übernimmt jeder von uns
die volle persönliche Verantwortung
für die Armut.

Die Beobachtung der Armut in Abhängigkeit
ist nur dann ein Zeichen echter Treue,
wenn sie den Geist tatsächlicher und frei übernommener Armut
atmet und ausdrückt.
48. In ihren verschiedenen Formen
läßt uns unsere Arbeit, bezahlt oder nicht,
wahrhaftig teilnehmen
am Leben und an der Situation
der Menschen unserer Zeit;
sie ist auch Ausdruck
unserer Armut im Dienst am Reiche Gottes.

49. Diese Armut erfordert, daß wir gemeinsam
einen einfachen und bescheidenen Lebensstil suchen
und daß wir uns vor der Gemeinschaft
verantwortlich wissen
für den Gebrauch unserer Güter.

50. So stellt sie uns
in den Dienst Gottes und unserer Schwestern und Brüder.
Mehr denn je werden wir uns
des Elends so vieler Menschen von heute bewußt:
wir hören den Notschrei der Armen (ET 17).
Die Fortdauer des Elends,
des individuellen wie des kollektiven,
ist ein dauernder Aufruf zur Änderung
unserer Mentalität und unserer Verhaltensweisen.
51. Wenn wir unsere Verpflichtung zur Armut ernstnehmen,
werden wir bereit sein, untereinander zu teilen
und zu den Armen und Notleidenden zu gehen.

Unsere Vorliebe wird sich denen zuwenden,
die es am meisten nötig haben,
anerkannt und geliebt zu werden:
wir alle sind solidarisch mit unseren Brüdern,
die sich ihrem Dienst widmen.

Wir bemühen uns,
jede Form von sozialer Ungerechtigkeit zu vermeiden.

Nur so,
und in Beachtung der Anweisungen der Kirche,
werden wir die Gewissen wecken können
für die Tragödien des Elends
und für die Forderungen der Gerechtigkeit (vgl. ET 17).
52. Darin sollen wir Schüler Pater Dehons sein,
der immer Sorge trug
für ein Dasein bei den Menschen seiner Zeit,
vor allem bei den Ärmsten:
bei denen, die weder Lebensunterhalt
noch Lebenssinn noch Hoffnung haben.

Für uns wie für ihn
will die Verpflichtung zur Armut besagen:
Hingabe unseres ganzen Lebens
für den Dienst des Evangeliums.

c) O f f e n f ü r G o t t i m G e h o r s a m

53. In Liebe hat Jesus
sich dem Willen des Vaters unterworfen:
Verfügbarkeit zeigt sich besonders
in seiner Aufmerksamkeit und Offenheit
für die Bedürfnisse und Erwartungen der Menschen.
Meine Speise ist es, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat, und sein Werk zu Ende zu führen (Joh 4,34).

Nach seinem Beispiel
wollen wir durch das Gelübde des Gehorsams
das Opfer unserer selbst Gott darbringen
und uns fester vereinen
mit seinem Heilswillen.

Christus spricht bei seinem Eintritt in die Welt: Schlacht- und Speiseopfer hast du nicht gefordert, doch einen Leib hast du mir geschaffen; an Brand- und Sündopfern hast du kein Gefallen. Da sagte ich: Siehe, ich komme, um deinen Willen, Gott, zu tun.
Aufgrund dieses Willens Gottes sind wir durch die Opfergabe des Leibes Christi ein für allemal geheiligt (vgl. Hebr 10,5-7.10).

54. Deshalb stellen wir uns
durch das Gelübde des Gehorsams
ganz in den Dienst der Kongregation
in der
Sendung der Kirche.

So verpflichten wir uns, unseren Oberen in allem zu gehorchen,
was das Leben der Kongregation
und die Beobachtung der Gelübde betrifft,
wenn sie berechtigt
und in Übereinstimmung mit den Konstitutionen
ihren Dienst der Autorität wahrnehmen.
Diesen Gehorsam schulden wir auch
dem Papst und dem Heiligen Stuhl.
Aber unsere Profeß verpflichtet uns nicht nur,
wenn die Oberen es verlangen können
im Namen unseres Gelübdes:
sie fügt vielmehr unser ganzes Leben in das Vorhaben Gottes ein.

55. Sie sammelt uns in einem Gemeinschaftsleben,
in dem wir, in der Verfügbarkeit aller
und durch den offenen und jeden achtenden Dialog,
entsprechend der Anregung unserer Oberen,
den Willen Gottes suchen.

Wir bezeugen unseren Oberen
Achtung und Aufrichtigkeit.
In echter Mitverantwortung
arbeiten wir mit ihnen zusammen
im Dienst am Gemeinwohl.

56. Ohne der einzig Verantwortliche zu sein,
ist der Obere der erste Diener
dieses Gemeinwohls.

Er spornt die geistliche und apostolische Treue
der Personen und der Gemeinschaft an
wie Christus, der Diener, die Seinen einte
im gemeinsamen Dienst an den Absichten des Vaters.
57. Wir machen uns aufmerksam
für das, was der Geist uns eingibt
durch das in der Kirche empfangene Wort Gottes
und durch die Ereignisse des Lebens.

So wollen wir inmitten einer Welt,
in der sich die Menschen nach Freiheit sehnen,
Zeugnis geben von der wahren Freiheit,
die Christus uns erworben hat
und die man nur
durch die Übereinstimmung mit dem Vater erlangt.

58. In den Augen Pater Dehons beschreibt das
Ecce venio (Hebr 10,7)
die Grundhaltung unseres Lebens.
Es macht unseren Gehorsam zu einem Akt der Hingabe;
es gestaltet unser Sein nach dem Sein Christi
für die Erlösung der Welt
zur Ehre des Vaters.


Lebensregel
Schluss