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Ein Nachruf von George Goyau

Die Photographie zeigt den aufgebahrten Sarg P. Dehons in der Kapelle unseres Hauses in Brüssel.
Auf die Nachricht vom Tod P. Dehons am 12.8.1925 reagieren zahlreiche Persönlichkeiten und Institutionen mit Beileidsschreiben an die Kongregation der Herz-Jesu-Priester.

Auch zahlreiche Zeitungen (vor allem in Belgien, Frankreich, Holland und Italien) verbreiten die Nachricht vom Tod P. Dehons und veröffentlichen oftmals eine Biographie als Nachruf auf den Verstorbenen. Ein von Georges Goyau in ‚La Libre Belgique' vom 9.11.1925 veröffentlichter Artikel verdient besondere Aufmerksamkeit.

Der Grund für diese Aufmerksamkeit ist zunächst die Persönlichkeit des Autors selbst: Georges Goyau (1869-1939) ist einer der herausragenden Figuren des französischen Katholizismus jener Zeit. Als Historiker ausgebildet und arbeitend, wird er nach Rerum Novarum 1891 zu einem überzeugten Anhänger der Annäherung an die Republik und des Sozialkatholizismus. Sein Meisterwerk jedoch ist die 1922 erschienene „Kirchengeschichte Frankreichs“, die ihn zu einem der geachtetsten katholischen Autoren macht. Goyau und Dehon sind sich mehrere Male begegnet, vor allem in den 90er Jahren in Val-des-Bois und in Rom.

In seinem Artikel in ‚La Libre Belgique' durchstreift Goyau das Leben Dehons und unterscheidet darin die Phase des Sozialapostolates "im Ballungsgebiet der Arbeiterstadt Saint Quentin... wo er sich in einem Vorort in den Dienst der Armen" stellte, dann die Phase der Gründung von Saint Jean, um auf „den Durst nach einer intellektuellen Kultur" der Jugend zu antworten, "die eng den religiösen Anschauungen und mystischen Sehnsüchten dieser Jugend verbunden blieb". Goyau geht dann über zu jener geistlich geprägten Phase, in die hinein die Gründung der Herz-Jesu-Priester fällt. Bis dahin nichts Außergewöhnliches in dem Artikel.

Beachtens- und bewundernswert ist allerdings die Interpretation der 90er Jahre mit den Studienwochen in Val-des-Bois quasi als Symbol. In seiner Sichtweise zeugt Goyau von einem Verständnis für Dehon, das vielleicht um einiges über das hinausgeht, was die meisten Mitbrüder seiner Zeit in Dehon zu sehen vermochten:

"Die aufeinander folgenden Phasen im Leben P. Dehons, seine soziale und seine mystische Phase, scheinen in den ihm so lieb gewonnenen Aufenthalten in Val-des-Bois einander zu begegnen und zu einer Einheit zu gelangen. Hier, in der Nähe zu den Arbeitern, in der Nähe zu einem christlichen Arbeitgeber wie Harmel, reift in P. Dehon langsam die Idee des ‚Manuel social chrétien',[Sozialchristliches Handbuch]... das vielen jugendlich Engagierten im Bereich der sozialen Aktion eine Orientierung gegeben hat. Noch heute höre ich, wie P. Dehon damals in Val-des-Bois vor jungen Klerikern und Laien die großen Linien der päpstlichen Lehre aufzeigte und die für ihren jugendlichen Elan daraus zu ziehenden Schlüsse deutlich machte. Sein Auftreten war stolz, und seine Theologie war rigoros; aber sobald er zu reden begann, lag auf seinen Lippen jene Zärtlichkeit, die sich in seinen täglichen Meditationen aus der ständigen Betrachtung einer anderen Zärtlichkeit nährte: der Zärtlichkeit des Gott-Menschen. Auch als Sozialapostel war er vor allem der Jünger jenes Herzens, das selbst voller Barmherzigkeit war" (La Libre Belgique, 9.11.1925, AD Inv-Nr. 0068406).




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