Zeugen für den Vorrang des Reiches Gottes
II. ZEUGEN FÜR DEN VORRANG
DES REICHES GOTTES
10. In der Fülle der Zeiten gesandt
vollbringt Christus
im Gehorsam gegenüber dem Vater
seinen Dienst für die Vielen.
Der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele. (Mk 10,45)
Durch seine Solidarität mit den Menschen
hat er, als neuer Adam,
die Liebe Gottes offenbart
und das Reich Gottes verkündet:
diese neue Welt,
die schon im Keime wächst
durch die tastenden Bemühungen der Menschen hindurch
und die ihre Vollendung finden wird,
über alle Erwartungen hinaus,
wenn, durch Jesus, Gott herrscht über alles in allem.
Denn wir wissen, dass die gesamte Schöpfung bis zum heutigen Tag seufzt und in Geburtswehen liegt. Aber auch wir, obwohl wir als Erstlingsgabe den Geist haben, seufzen in unserem Herzen und warten darauf, dass wir mit der Erlösung unseres Leibes als Söhne offenbar werden (Röm 8,22-23).
Wenn ihm dann alles unterworfen ist, wird auch er, der Sohn, sich dem unterwerfen, der ihm alles unterworfen hat, damit Gott herrscht über alles und in allem
(1 Kor 15,28).
11. Christus hat darum gebetet, dass das Reich komme.
Er ist schon am Werk
durch seine Gegenwart mitten unter uns.
Durch seinen Tod und seine Auferstehung
hat er uns geöffnet für die Gabe des Geistes
und für die Freiheit der Kinder Gottes (vgl. Röm 8,21).
Er ist für uns der Erste und der Letzte,
der Lebendige (vgl. Apk 1,17-18).
12. In ihm wurde der Neue Mensch nach dem Bilde
Gottes geschaffen in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit (vgl. Eph 4,24).
Er gibt uns den Glauben, dass,
trotz der Sünde, der Misserfolge und der Ungerechtigkeit,
die Erlösung möglich, geschenkt
und schon gegenwärtig ist.
Sein Weg ist unser Weg.
13. Mit all unseren Brüdern und Schwestern in Christus
werden wir dahin geführt, unsere Schritte
in die Fußstapfen Christi zu setzen,
um zur Heiligkeit zu gelangen (vgl. 1 Thess 4,7).
Dazu seid ihr berufen worden; denn auch Christus hat für euch gelitten und euch ein Beispiel gegeben, damit ihr seinen Spuren folgt (1 Petr 2,21).
Verwurzelt in unserer Taufe und in unserer Firmung
ist unsere Ordensberufung eine besondere Gabe
zur Ehre Gottes
und zum Zeugnis für den Vorrang seines Reiches.
14. Sie findet ihren Sinn
in der vollen und freudigen Anhängerschaft
an die Person Jesu.
Sie verpflichtet uns, Christus zu folgen,
der, jungfräulich und arm,
durch seinen Gehorsam bis zum Tod am Kreuz
die Menschen erlöst und geheiligt hat (PC 1).
Wir geloben, nach der vollkommenen Liebe zu streben,
indem wir uns ganz
der Gottes- und der Nächstenliebe weihen.
15. Für jeden von uns wie für unsere Gemeinschaften
ist das Ordensleben eine Geschichte:
ausgehend von der Gnade des Anfangs
entwickelt es sich, indem es sich nährt
von dem, was die Kirche,
vom Heiligen Geist erleuchtet,
beständig aus dem Schatz ihres Glaubens schöpft.