Gymnasium - mehr
[*Das Foto zeigt nicht das College, das Dehon besucht hat, sondern das College Saint-Francois im ehemaligen Kapuzinerkonvent, das der Direktor Dehaene nach seiner Entlassung aus dem Städt. Gymnasium 1865 gründete]
Vom 1. Oktober 1855 bis zum August 1959 besucht Léon Dehon das Städtische Gymnasium in Hazebrouck (Nordfrankreich, nahe der belgisch-französischen Grenze), dessen Leitung in den Händen von Diözesanpriestern liegt.
"Die größte Gnade meines Lebens. Mein Leben lang will ich Gott dafür preisen." (NHV I/12v)
Wann immer Léon Dehon in der Erinnerung an die Zeit in Hazebrouck zurückdenkt, bringt er dies in ähnliche Worte. Noch kurz vor seinem Tod 1925 erinnert er sich unter der Überschrift "Die Gruppen, die mich erbaut haben" an "die Gruppe von Hazebrouck: Herr Dehaene, mein Direktor und [geistlicher] Leiter; Herr Boute, der beste aller Lehrer; einige Mitschüler: Vasseur, Laenhouder, Dassonville, Van de Walle ... die drei ersten sind Priester geworden. Die Vorsehung hat mich in diese gläubige Gegend geführt, damit ich dort meine Berufung fände." (NQT XLV/1925, 33f)
Die Vorgeschichte zu Hazebrouck ist turbulent: Weder Eltern noch Lehrer, geschweige denn Léon selbst bekommen in La Capelle sein Temperament in den Griff, ein Schulwechsel in ein Internat ist unausweichlich:
"Das kritische Alter begann für mich. Ich war zu sehr mir selbst überlassen. ... Das Jahr war schlecht. Ich war faul... Meine Mutter litt daran, mich auf diesem Weg zu sehen. Auch meinen Vater schmerzte es. Ich verheimlichte meine Schwächen, wo es nur ging. Ich hatte eine fiebrige Neugier dem Bösen gegenüber. Ich fühlte mich vom Tanz und weltlichen Treffen angezogen. ... Ich war nicht mehr zutraulich meiner Mutter gegenüber und in der Familie wurde ich oft gescholten." (NHV I/10r)
Die Bekanntschaft der Eltern mit dem ehemaligen Pfarrer einer Bediensteten, M. Boute, führt zu dem Entschluss, Léon zusammen mit seinem Bruder Henri in das Internat nach Hazebrouck zu schicken.
Das Profil der Schule wird in einem vom Direktor Dehaene verfassten Werbeprospekt deutlich: "Unsere Arbeit besteht darin, die Kinder durch aller Arten Lehrmittel zu erziehen, die geeignet sind, die Fähigkeiten des Körpers und die Fähigkeiten der Seele zu fördern. Dies geschieht vor allem durch die Religion, Seele und Leuchte der Literatur, der Wissenschaften und der Künste, Quelle und Vorbild allen aufrichtigen und hochherzigen Engagements. Eine väterliche Aufsicht folgt dem Schüler immer und überall, um ihn zur Liebe der Ordnung und der Pflicht zu erziehen." (zitiert in Mayeur, Lemire, S. 17)
Die Persönlichkeiten der Priesterlehrer, die Freundschaft zu einigen Klassenkameraden, der religiöse Geist des Hauses, das Engagement in verschiedenen Gruppierungen, das Umfeld des katholischen Flandern - all das lässt Hazebrouck zu einem Ort werden, an dem der Jugendliche Léon Dehon religiöse Erfahrungen vorher nicht gekannter Intensität macht und seine Berufung zum Priester entdeckt, von der er im Nachhinein sagt: "Das Erstaunliche ist, dass von da an mein Entschluss niemals ernsthaft erschüttert wurde." (NHV I/29r)